Am Wochenende findet in Montreux der Schweizerische Brass Band Wettbewerb statt. Auch zwei Bands aus dem Oberwallis nehmen teil. Sie schwanken zwischen Nervosität und Vorfreude. Ein Besuch.
Die Bläser der «Oberwalliser Brass Band» und der «Brass Band Lötschental» freuen sich auf das Wochenende. Zwei Jahre lang mussten sie auf diesen Moment warten. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Schweizerische Brass Band Wettbewerb letztes Jahr abgesagt. Doch jetzt geht es: Es wartet das grossartige Auditorium Stravinski von Montreux.
Aufgrund verschiedener Veränderungen innerhalb der Besetzung startet die «Oberwalliser Brass Band», kurz OBB, dieses Jahr in der zweiten Stärkeklasse. Die OBB misst sich in dieser Klasse mit zehn anderen Brass Bands aus der ganzen Schweiz. Unter den Konkurrenten sind auch die Unterwalliser Brass Bands «Junior Valaisia» oder die «Constellation Brass Band B».
Die OBB wurde im Jahr 1989 gegründet. Sie setzt sich aus Blechblas- und Percussionsinstrumenten zusammen. Heute zählt die Band 30 Mitglieder. Sie verfolgen das Ziel, anspruchsvolle Brass-Band-Literatur einzuüben und zu präsentieren. Neben dem Jahreskonzert, Gala- und Vorbereitungskonzerten ist die Teilnahme am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb der Höhepunkt des Vereinsjahres.
Dirigent ist der Unterwalliser Laurent Zufferey. Seit zwei Jahren ist er dabei. Doch weil der Schweizerische Brass Band Wettbewerb im letzten Jahr nicht stattgefunden hat, startet er zum ersten Mal mit der OBB.
Mit der dreimonatigen Vorbereitungszeit ist Zufferey zufrieden. Die Bläser seien motiviert und hätten gut gearbeitet. Die Band habe viele Stärken, aber auch einige Schwächen. Diese versuche er mit der Band in den letzten Tagen noch zu überarbeiten. Ein Resultat unter den Besten sei schwierig. Wegen der Änderungen und weil die Bandmitglieder über Monate nicht zusammen üben konnten, bleibe er realistisch. Alleine eine Teilnahme am Wettbewerb sei für ihn bereits ein Erfolg.
In den letzten Tagen vor Montreux feilen die Bläser noch an den letzten Details. Spätestens jetzt müssen die Noten sitzen. Fabienne Imboden spielt Cornet in der OBB. Sie fühlt sich fit für Montreux. Das Musizieren mit den Kolleginnen und Kollegen macht ihr Spass. «Endlich wieder zusammen musizieren und nach der Probe noch etwas Zeit miteinander verbringen zu können, ist schön», sagt Imboden. Montreux ist ein Wettbewerb. Klar wünscht sich dabei jeder ein Topresultat. «Unter den ersten fünf zu sein, wäre natürlich schon genial.»
Für Benjamin Minnig, der die Bass Posaune spielt, ist das Resultat weniger wichtig. Er sagt: «Wenn wir mit unserer Leistung zufrieden sind, spielt das Resultat keine Rolle.» Hauptsache ist, dass die Band wieder einen Schritt weitergekommen sei.
Und auch das Solo Horn Angelo Jeitziner freut sich auf den Wettbewerb. Endlich gäbe es wieder eine Herausforderung und einen Grund zum Üben. Allzugrosse Hoffnungen habe die Band noch nie gehabt. «Einfach das Beste geben auf der Bühne und schauen, was dabei raus kommt», sagt Angelo Jeitzier. Wenn jeder mit sich selber zufrieden sei, sei der Rest Nebensache.
Die letzten Wochen vor Montreux sind für die teilnehmenden Bands sehr intensiv. Jeden Tag üben die Bläser zu Hause, haben viele Proben und einige Vorbereitungskonzerte. Dies zerrt an den Kräften der Musikanten. Der Präsident der «Oberwalliser Brass Band», Ewald Loretan, bestätigt dies. Auch für ihn ist es eine intensive Zeit. «Die ganzen Organisationen rund um Montreux sind anstrengend», sagt Loretan. Nichts dürfe vergessen werden. Doch er werde vom Vorstand tatkräftig unterstützt. Er wünsche sich ein Resultat im Mittelfeld.
Brass Band Lötschental ebenfalls in guter Form
Im Vergleich zur «Oberwalliser Brass Band» und vielen anderen Bands, welche am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb teilnehmen, ist die «Brass Band Lötschental», kurz BBL, eine junge Band. Sie wurde 2016 als Projektband gegründet. Die BBL zählt momentan 34 Mitglieder und besteht fast nur aus Musikantinnen und Musikanten aus dem Lötschental. Auch für sie ist einer der grössen Höhepunkte des Vereinsjahres der Wettbewerb in Montreux.
Im Jahr 2018, also zwei Jahre nach der Gründung, konnten die Lötschentaler schon einen beträchtlichen Erfolg feiern. Sie holten sich in Montreux in der zweiten Stärkeklasse den Schweizermeistertitel. Mit diesem Erfolg hatte zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet.
Ein Jahr später startete die «Brass Band Lötschental» eine Klasse höher. Dort platzierten sie sich bereits auf den sechsten Rang. Spätestens nach diesen Erfolgen ist die noch junge Band in der Schweizer Brass Band Szene bekannt.
Die Bläser der BBL investieren einen grossen Teil ihrer Freizeit, um sich ihrem Hobby zu widmen. Die Band hat einen gesunden Mix von jungen Bläsern bis hin zur etwas älteren Generation. Der Dirigent Aldo Werlen sagt, genau dies mache die Band aus. «Die ältere Garde bringt viel Erfahrung und Ruhe in die Band. Die jungen Bläser geben hingegen Gas und ziehen so die Älteren mit», sagt Aldo Werlen, der auch die Swiss Army Central Band dirigiert. Es funktioniere.
Für die Bläser sei es eine Erleichterung, dass mit dem Schweizerischen Brass Band Wettbewerb wieder ein kleines Stück Normalität einkehre. Aufregung und Spannung würden dazu gehören. «Endlich können wir wieder auf die Bühne und können uns in Montreux in einem wunderschönen Saal mit andere Bans messen», sagt Werlen. Dieses Gefühl könne er kaum in Worte fassen.
Die Lötschentaler mussten in rund 13 Proben ein schweres und aussergewöhnliches Stück einüben. Es heisst «Bipolarity» und beschreibt einen Menschen mit bipolaren Störungen. «Es hat herzzerreissend schöne Stellen und innerhalb von wenigen Takten ist man in einem manischen, total hektischen Teil», sagt Werlen.
Auch die Bläser der BBL haben eine intensive Zeit hinter sich. In der letzten Woche hatte die Band noch ein Vorbereitungskonzert und zwei Proben. Eine stressige Zeit, doch die Vorfreude auf den Anlass überwiegt. Auch im Lötschental werden noch heikle Passagen angeschaut und an den letzten kleinen Details gefeilt.
Aldo Werlen hat sich für Montreux ein Ziel gesetzt: «Wir wollen nach unserem Vortrag vor der Jury von der Bühne kommen und uns sagen können, dass jeder sein Bestmögliches getan hat.»
Dies sieht auch Fabio Lehner so. Er spielt Bariton. Es sei schwierig zu sagen, wie die BBL dieses Jahr abschliessen werde. «Da alle Brass Bands über eine längere Zeit nicht üben konnten, ist es schwer abzuschätzen auf welchem Niveau die Konkurrenten spielen», sagt Lehner. «Hauptsache wieder zusammen auftreten können und mit der Leistung zufrieden sein.»
Die Geschwister Alena und Fabio Imseng spüren die Emotionen. Das Gefühl, mit der Band zu spielen, bereitet beiden grossen Spass. Ihr Ziel: «Gewinnen», sagt Alena Imseng. Sie spielt Solo Cornet. Ihr Bruder sieht es gleich. «Es sei ein Wettbewerb, da gehört der Ehrgeiz einfach dazu.» Zudem seien beide der Meinung, dass die Brass Band Lötschental fit für Montreux sei.
Die erste Stärkeklasse spielt am Sonntag im Auditorium Stravinski. Unter den Konkurrenten sind die Unterwalliser «RosAlp Brass Band», «Brass Band 13 Étoiles -Formation B», und das «Ensemble de Cuivres Ambitus». Sie können es kaum erwarten. «Die Brass Band Lötschental» ist derzeit zwischen Motivation, Ehrgeiz und Vorfreude. Natürlich gehört auch ein gesundes Mass an Nervosität dazu.
Die «Oberwalliser Brass Band» hingegen spielt bereits am Samstag dann vor der Jury im Auditorium Stravinski. Um welche Zeit genau, wissen die Bläser noch nicht. Die Startnummern werden am Freitagabend per Los gezogen. Spätestens dann steigt bei den Bläsern die Aufregung, und das Kribbeln beginnt.
Weitere Oberwalliser nehmen am Wettbewerb teil
Die beiden Lötschentaler Alena und Fabio Imseng spielen nicht nur in der BBL. Sie spielen ebenfalls in der Höchstklasse. In der Unterwalliser «Brass Band 13 Étolies». Dort spielt auch die Oberwalliserin Diana Kuonen mit.
In der Brass Band 13 Étoiles – Formation B der ersten Stärkeklasse spielt der Oberwalliser Steve Seewer.
In der «Valaisia Brass Band» , ebenfalls in der Höchstklasse, spielen die Oberwalliser Cedric Ritler und Lucien Grand mit. Und auch Pierre Rey und Samuel Cacialli. Beide haben Oberwalliser Wurzeln.
Auch bei der «Brass Band Ensemble de Cuivres Valaisan» kurz ECV, auch Höchstklasse, geht es nicht ohne Oberwalliser. Dort spielen Norbert Pfammatter und David Lochmatter mit.
Ein definitiv enorm musikalisches Oberwallis.
Neueste Kommentare